Zeit für was Neues?!

Die Frage lässt sich definitiv bejahen, wenn Sie sich eine berufliche Veränderung wünschen. Denn: die Zeichen am Arbeitsmarkt – das ist ja kein Geheimnis – stehen gut, ziemlich gut sogar. Wenn Sie also beispielsweise das Gefühl haben, Ihr derzeitiger Job erfülle Sie nicht (mehr), passe nicht (mehr) zu Ihren Lebensumständen oder eröffne Ihnen nicht die Karrierechancen, die Sie sich wünschen, könnte der Zeitpunkt für einen Wechsel in vielen Branchen und Tätigkeitsbereichen kaum besser sein.

 

Und ja, ein Jobwechsel scheint an einem solchen Punkt ein sinnvoller und vermeintlich einfacher Schritt zu sein. Aber wieso „vermeintlich“? – Nun, weil das Geflecht an Optionen bisweilen recht unüberschaubar und undurchdringlich anmuten kann. Sich darin zu orientieren, kann mitunter relativ mühevoll oder – und das ist mir in meiner langjährigen Arbeit mit Klient:innen im Karrierecoaching nicht selten begegnet – gar lähmend sein. Denn nicht jede auf den ersten Blick noch so ideale Position passt nach einer intensiveren Auseinandersetzung in gleichem Maße gut zu Ihrer Persönlichkeit, Ihren Interessen und Fähigkeiten sowie Ihren Werten und Lebensumständen. Auch kann mit einem Jobwechsel nicht unbedingt immer auch die Veränderung erreicht werden, die Sie sich wünschen. Das heißt konkret, dass ein Jobwechsel nicht jedes berufliche Problem lösen kann.

 

Wenn Sie also bei Ihren Überlegungen, den Job zu wechseln, eine nachhaltig gute Entscheidung treffen möchten, erreichen Sie dieses Ziel am ehesten, wenn Sie für sich zunächst klar sortieren, wo Sie aktuell stehen und wo genau es für Sie hingehen soll. Nur so können Sie erkennen, was Sie dem Arbeitsmarkt eigentlich anbieten können und wollen, und was Sie sich von einem Wechsel erhoffen.

 

Folgender kleiner Fragenleitfaden kann Ihnen in diesem Erkenntnisprozess behilflich sein:

 

1. Startpunkt: Was bringe ich mit?

Was kann ich gut?

Was tue ich gern?

Wofür kann ich mich begeistern?

Was schätzen andere an mir?

Wofür erhalte ich von anderen positives Feedback?

Was waren meine bisher größten Erfolge?

Was motiviert mich?

 

2. Ziel(e): Was will ich?

Wie zufrieden bin ich mit meinem aktuellen Job auf einer Skala von 1-10?

Welche(s) Ziel(e) verfolge ich mit einem Jobwechsel/einer beruflichen Neuorientierung?

Kann ich diese(s) Ziel(e) tatsächlich mittels Jobwechsel erreichen?

Kann ich diese(s) Ziel(e)ausschließlich mittels Jobwechsel erreichen? Oder gibt es Alternativen?

 

3. Standortbeschreibung: Was sind meine Rahmenbedingungen?

Wie sehen meine persönlichen Umstände aus?

Wer (außer mir selbst) ist von einem Jobwechsel betroffen und was bedeutet das für meine Entscheidungen?

Welche zeitlichen, sozialen oder finanziellen Verpflichtungen muss ich berücksichtigen?

Welche gesundheitlichen Aspekte sollte ich einbeziehen?

Welche Gehaltsvorstellungen habe ich?

Welche räumlichen, organisatorischen oder sonstige Rahmenbedingungen müssen durch den Arbeitgeber erfüllt sein?

 

4. Wegplanung: Was brauche ich für die Stellensuche?

Wie kann ich mich bestmöglich präsentieren?

Welche Änderungen muss ich an meinen Bewerbungsdokumenten vornehmen?

Welche Unterlagen fehlen ggf. noch (z. B. Weiterbildungszertifikat in digitaler Form, Zwischenzeugnis)?

Was fehlt mir noch für den erfolgreichen Jobwechsel (z. B. Fortbildung)?

Welche Kanäle nutze ich sinnvollerweise für die Stellensuche?

Wie kann ich zu meinem Profil passende Stellen identifizieren?

Benötige ich Unterstützung? Wenn ja, von wem?

 

5. Aufbrechen: Wie meistere ich die Strecke zum Ziel?

Wie organisiere ich den Bewerbungsprozess?

Wie motiviere ich mich im Prozess, um am Ball zu bleiben?

Wie bereite ich mich auf mögliche Jobinterviews vor?

Womit überzeuge ich einen neuen Arbeitgeber?

Worauf möchte ich bei der Vertragsverhandlung achten?

 

6. Ankommen und Rückblick: Was habe ich erreichen können?

Wie zufrieden bin ich mit meinem neuen Job auf einer Skala von 1-10?

Konnte ich mein(e) Ziel(e) erreichen?

Wie kann ich ggf. noch nicht erreichte Ziele weiterverfolgen?

Was hat im Wechselprozess gut funktioniert, was nicht?

Was kann ich in künftigen Prozessen noch verbessern?

 

Ein bewusst vollzogener Jobwechsel – für den Sie sich also die Zeit nehmen, die es braucht, um sich bewusst zu machen, was Sie können und was Sie benötigen, um im Job das Gefühl zu haben, an der richtigen Stelle zu sein – hat das Potenzial die Basis für eine erfüllende und erfolgreiche berufliche Entwicklung zu sein. Doch die intensive Auseinandersetzung mit sich selbst im professionellen Kontext vermag es nicht nur berufliche Veränderungsprozesse anzustoßen, sondern auf allen Ebenen neue Impulse in Ihr Leben zu tragen und so auch aktiv Ihre Persönlichkeitsentwicklung zu befördern.


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